kate kuklinski

nicht hier i nie tam
Nicht hier, nie ganz dort.
Ein Schweben zwischen Räumen,
ein Streifen durch Erinnerungen,
die nicht die eigenen sind
und doch in einem weiterleben.
‚Nicht hier i nie tam‘ ist eine visuelle Spurensuche nach Herkunft, Zugehörigkeit und den unsichtbaren Fäden, die Vergangenheit und Gegenwart verbinden. Es ist der Versuch, ein Gefühl eingefangen, das sich nicht greifen lässt, die Sehnsucht nach einem Ort, den man nie wirklich kannte, nach einer Sprache, die auf der Zunge fremd bleibt, nach einer Heimat, die sich in jeder Generation neu verortete.
Oberschlesien, eine Landschaft aus Brüchen und Übergängen. Eine polnische Region, in der Grenzen verschoben und Identitäten neu verhandelt wurden. Hier liegen die Wurzeln von Kate Kuklinski‘s Familie: in Bytom, in einem Zuhause, das für die einen Vergangenheit und für die anderen Zukunft war.
Ihr Großvater fand sich nach dem Krieg als Kind in einer veränderten Heimat wieder. Viele Deutsche mussten die Region verlassen, während Pol*innen aus den ehemals polnischen Ostgebieten nach Schlesien zwangsumgesiedelt wurden. Die Großmutter war noch zu jung, um diese Umbrüche bewusst zu erleben, und wuchs mit Polnisch als Alltagssprache auf, Deutsch sprach sie nur mit starkem Akzent. Jahre später wurde ihr Vater dort geboren, vollständig eingebettet in die polnische Sprache, Kultur und Küche. Seine Kindheit war geprägt von „Lolek und Bolek“, Borschtsch und dem Geruch von Zakwas na żurek, bis er als junger Jugendlicher mit den Eltern nach Westen ging. In den 70er-Jahren entschied sich der Großvater, den Eisernen Vorhang zu überwinden: Er schwamm mehrere Kilometer durch eine Bucht von Jugoslawien nach Italien und gelangte von dort nach Düsseldorf.
Zwei Jahrzehnte später kam Kate in Hamburg zur Welt, mit einer Geschichte, die sie erbte, aber nicht selbst erlebte. Sie fühlte sich weder ganz deutsch noch ganz polnisch. Oft wurde sie als Polin gelesen, musste sich ‚Polenwitze‘ anhören, dann sprachen andere ihr das Polnischsein ab. Dazwischen verlor sich das eigene Gefühl der Zugehörigkeit.
Die Fotografien dieses Projekts greifen diese Brüche auf. Sie untersuchen, wie Erinnerung bewahrt, verändert oder zum Schweigen gebracht wird, und wie sich Vergangenheit und Gegenwart überschneiden. Nicht hier i nie tam ist eine Reise durch Raum und Zeit, ein Versuch, sich dem Gefühl des Dazwischenseins zu nähern. Eine Suche nach Heimat, die nicht an einen Ort gebunden ist, sondern an Menschen, Sprache, Erinnerungen. Ein Annähern an das, was bleibt – irgendwo zwischen dem, was war, und dem, was noch werden wird.
2024 - ongoing











